Im Frühjahr 1919 meldete ich mich bei der Handwerkskammer in Meiningen zur Meisterprüfung an. Meine Aufgabe lautete: Die Zimmerdecke unserer guten Stube mit Rosen zu bemalen, die Wände mit einer passenden Tapete zu tapezieren, die zweiflügeligen Türen zu streichen, nußbaumartig zu masern und zu lackieren. Der 1. Punkt war sehr schwer, denn die Decke war sehr ungleich. Keine Ecke war rechtwinklig, 2 Ecken waren schräg und die 4. Ecke hatte einen Schornstein der 50cm in die Decke hineinragte. Auf Grund meiner Kenntnisse von der Malerschule löste ich die Aufgabe sehr gut und malte 4 Rosenkörbe und Girlanden an die Decke, die allen Leuten sehr gut gefielen. Auch das Tapezieren klappte, ich hatte eine schöne passende Tapete gefunden und die Türen waren nun lackiert und sahen sehr gut aus. Als ich mitten in der Arbeit war trat ein neuer Schwerpunkt ein: Die zwei Malermeister, Mitglieder der Prüfungskommission, legten ihre Ämter nieder und die Kammer mußte eine neue Prüfungskommission bestimmen, bestehend aus zwei Malermeistern und einem Mitglied des Vorstandes der Handwerkskammmer, die nun meine Arbeit nur in fertigem Zustande sehen konnten.
Die theoretische Prüfung bestand ich bei der neuen Kommission sehr gut und auf dem Prüfungsdiplom stand: "Der Maler Eduard Dohl hat die Meisterprüfung im Malerhandwerk mit Gut bestanden."